Mag. DDr. Wolfgang Reisinger
war viele Jahre als Kirchenmusikreferent für Wien-Stadt, Orgel und Glockensachverständiger der Erzdiözese Wien tätig; Lehrtätigkeit am Diözesankonservatorium der Erzdiözese Wien in den Fächern Orgel, lmprovisation, Deutscher Liturgiegesang, Formenlehre, Liturgik und Partiturspiel. Referent bei vielen Kirchenmusikwochen in Österreich und im Ausland. 2001-2003 Director of Music in St. Lawrence Catholic Campus Center at the University of Kansas. Dort komponierte er 85 Psalmvertonungen (St.Lawrence Psalter). Die besten davon erscheinen 2016 auf CD! Im Rahmen diverser Kurse ist er auch in der kirchenmusikalischen Basisarbeit hinsichtlich der Ausbildung von Kantoren, Organisten und Chorleitern tätig. Leiter der Kirchenmusikwoche Laudate Dominum, die in den letzten Jahren Musiker aus der ganzen Welt zusammen bringt.
„Warum Beteiligung von Kantor und Gemeinde?
lch habe in meiner Laufbahn hunderte Kantoren ausgebildet. Zudem habe ich in Amerika ein neues Bild des Kantors kennen gelernt: Man geht weg von der bloßen Vorsängerrolle bei Antwortpsalm und Evangelienruf und wieder hin zur Rolle des aktiven Leiters des Gemeindegesanges. Der Kantor soll die Gemeinde subtil, aber sichtbar dort zum Mitsingen ermuntern, wo selbiges gefragt ist. (…) Jedoch soll man der Gemeinde, deren Mitglieder oft nur bei einmal in der Woche, nämlich beim Gottesdienst, zum Singen kommen, nicht zu viel zumuten. Jeder Kehrvers muss leicht wiederholbar sein, gerade in der Länge muss man sich strenge Grenzen auferlegen. Der Kantor ist jedoch als musikalisches Bindeglied unabdingbar, um den Gesang aller Mitwirkenden zu koordinieren.“
(Wolfgang Reisinger)
Welche Bedeutung hat die Kirchenmusik heute?
Viele wollen den Kirchenmusikern einreden, sie seien das Schlagobers auf der Sachertorte. Denn die Liturgie funktioniert ja auch ohne uns bestens, sie ist halt ein wenig früher zu Ende, aber ebenso gültig wie mit Musik.
Die Kirchenmusiker sind aber nicht das Schlagobers auf der Torte, sie sind die Marillenmarmelade! Denn die Musica sacra durchdringt die Liturgie und die feiernde Gemeinde. Sie gibt unserem Feiern mehr Geschmack und verhindert das Austrocknen und Hohlwerden. Wer einmal eine zu trockene Sachertorte mit zu wenig Marillenmarmelade gekostet hat, weiß, wovon ich spreche.
(WR, aus einem Vortrag am St. Mary Magdalen College 2011)